Geschichte und Baugeschichte der Divi-Blasii-Kirche
1227
König Heinrich (VII.) schenkt die Mühlhäuser Blasiikirche dem
Deutschen Orden. Es ist dies die erste urkundliche Erwähnung der
Kirche. Von der romanischen Basilika blieb das etwas jüngere
Westwerk erhalten. (→ Im Südturm die großartige Treppe zur
Herrscherempore)
1276/77
Beginn des gotischen Neubaus der Kirche mit dem Chor, veranlasst
durch die Einsetzung des Pfarrers der Blasiikirche, Kristan von
Mühlhausen, zum Bischof von Samland (Königsberg, Preußen).
1281
Die Sonntagsglocke im Südturm wird von Bertoldus de Grimma
gegossen.
1295
Kristan von Mühlhausen wird im offenbar vollendeten Chor der
Kirche beigesetzt. (→ Grabplatte an der Südseite des Chores) Er
war ein wichtiger Förderer des Neubaus der Kirche, seiner
Pseudo-Kathedrale.
14. Jahrhundert
Die Chorfenster erhalten ihre kunstgeschichtlich bedeutenden
Glasmalereien. Ihre Datierung ist strittig, ob sie in der ersten
oder zweiten Hälfte des Jahrhunderts entstanden, ist nicht
geklärt.
Um 1300
Vollendung des Langhauses der Kirche.
1345
Die große Glocke im Nordturm mit der Ritzzeichnung eines Reiters,
wohl Kaiser Ludwig IV., wird gegossen. Sie zählt zu den vier
größten und schwersten Glocken des 14. Jahrhunderts in
Deutschland.
Spätes 15. Jahrhundert
Der der Marienkrönung gewidmete Hauptaltar wird von einer Erfurter
Werkstatt geschaffen. Maria war die Patronin des Deutschen Ordens.
1556
Die Blasiikirche wird evangelisch. In dieser Zeit wird das
bisherige Attribut „sankt" (heilig) durch „divi" („bei Gott
befindlich") – als Absage an die katholische Heiligenverehrung –
ersetzt. Sie ist bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts die
Predigtkirche des Superintendenten und somit die evangelische
Hauptkirche der Stadt.
1640
Das frühbarocke Chorgitter wird eingesetzt.
1806
Johann August Röbling wird in der Blasiikirche getauft. Röbling,
als junger Mann in die Vereinigten Staaten ausgewandert, erlangte
als Erbauer der Brooklyn Bridge in New York, der zu ihrer
Fertigstellung größten Hängebrücke der Welt, Weltruhm.
1892-1904
Die Langhausfenster werden mit von Mühlhäuser Bürgern gestifteten
neugotischen Glasmalereien ausgestattet, die zumeist aus der
renommierten Frankfurter Werkstatt Linnemann stammen.
1956-1959
Die Kirche wird umfassend restauriert. Der Innenraum erhält seine
heutige Farbfassung. Die neugotischen Langhausfenster werden mit
Ausnahme des Kreuzigungsfensters über dem nördlichen und dem
Pfingstfenster über dem südlichen Langhausportal wieder entfernt.
2008
Die große Rosette des nördlichen Querhauses, die größte gotische
Rosette im deutschsprachigen Raum, erhält durch eine Stiftung ihre
neue Farbverglasung.